|
Herbst-Sonett
Kristallen klar mich deine Augen fragen:
„Weshalb, seltsames Lieb, bist du mir gut?“
- Sei schön und still! Mein Herz, stets auf der Hut,
außer es schweigt, das Tier aus alten Tagen,
will dir von seiner Dunkelheit nichts sagen,
vom Mohn, der mich in Rausch und Schlaf gewogen,
von schwarzer Flammenschrift belogen.
Unendlich Geist und Leidenschaft mich plagen.
Lass sanft uns lieben! Amor in Wacht, ungesehn
im dichten Hinterhalt, spannt tödlich seinen Bogen.
Kommt dann der Pfeil ins dunkle Herz geflogen,
nur Angst, nur Wahn und Schrecken! O blasses Tausendschön!
Gleichst mir du nicht, herbstlich um Glanz betrogen,
O mein weißes, ach so kaltes Tausendschön?
|
|
Sonnet d'automne
Ils me disent, tes yeux, clairs comme le cristal :
" Pour toi, bizarre amant, quel est donc mon mérite ? "
- Sois charmante et tais-toi ! Mon coeur, que tout irrite,
Excepté la candeur de l'antique animal,
Ne veut pas te montrer son secret infernal,
Berceuse dont la main aux longs sommeils m'invite,
Ni sa noire légende avec la flamme écrite.
Je hais la passion et l'esprit me fait mal !
Aimons-nous doucement. L'Amour dans sa guérite,
Ténébreux, embusqué, bande son arc fatal.
Je connais les engins de son vieil arsenal :
Crime, horreur et folie ! - Ô pâle marguerite !
Comme moi n'es-tu pas un soleil automnal,
Ô ma si blanche, ô ma si froide Marguerite ? |
|
Herbst-Sonett
Dein auge klar kristallen birgt die frage:
Weshalb · seltsamer freund · bin ich dir lieb?
Sei schön und schweig! in meinem gram ertrage
Ich nur des tieres unumhüllten trieb.
Die du in lange schlummer senkst · ich sage
Vom höllischen geheimnis nichts das blieb ·
Von unheilsworten die die flamme schrieb:
Gift ist mir leidenschaft und geist mir plage.
Liebe mich sanft! aus dunklem heiligtume
Spannt Amor listig des verderbens stahl ·
Ich kenne seiner marterkammern qual:
Schreck wahn und schmach.. o bleiche wiesenblume!
Bist du wie ich nicht auch ein herbstes-strahl ·
O meine weisse meine kalte Blume?
|